Griechische Götter auf der Vergnügungsmeile: Sandskulpturen-Ausstellung in Jesolo

Die italienische Tourismusmetropole Jesolo ist bekannt für ihren mit blauer Flagge ausgestatteten 15 km langen Strand und zieht jährlich rund 5 Millionen Gäste an die Adria. Feinkörnigen Sand findet man allerdings nicht nur auf den endlos langen Liegestränden, sondern auch entlang der beliebten Fußgängerzone Via Bafile. Auf der Piazza Brescia findet dort jährlich eine Sandskulpturen-Ausstellung statt, dieses Jahr bereits zum 24. Mal. Die bisherigen Themenbereiche reichten von Hollywood, Afrika, Dantes Göttlicher Komödie bis hin zu Pinocchio, der Serenissima Venedig und der pandemie-inspirierten „Animal Irony“ des Vorjahres, bei der Tiere freigelassene Räume besetzten.

 

2022 stand die „sculture di sabbia“ unter dem Motto „Die Ordnung der Welten“ (L´ordine dei mondi). Vom 18. bis 31. Mai kreierten internationale Bildhauer live drei imposante Sandskulpturen, die – bei freiem Eintritt – vom 4. Juni bis 25. September in der beliebten Einkaufs- und Vergnügungsmeile besichtigt werden können. Grundlage der aufeinander abgestimmten Werke ist die griechische Mythologie, im besonderen der Kampf des Göttervaters Zeus und der Kyklopen gegen die Titanen. Nach dessen Sieg wurde die Welt in drei Reiche aufgeteilt, die durch die Bildhauer dargestellt wurden.

 

Zeus als Herrscher des Olymps, des Himmels und der Lüfte throhnt hinter dem Springbrunnen der Piazza Brescia, konzipiert von Radovan Zivney (Tschechien) und Slava Borecki (Polen). Bruder Poseidon, der Herrscher des Meeres, wird im Werk der Künstlerin Susanne Ruseler (Niederlande) und David Ducharme (Kanada) der Göttin der Weisheit, Pallas Athene, gegenübergestellt, die um die Schutzherrschaft der griechischen Halbinsel Attika duellieren. Die dritte Sandskulptur von Pedro Mira (Portugal) und Jakub Zimacek (Tschechien) zeigt den Gott der Unterwelt, Hades, und dessen Fährmann Charon, der die Verstorbenen in einem Boot über den Totenfluss bringt. Düstere Legenden in der ansonsten sonnigen, entspannten und partyfreudigen Beach-Hochburg Jesolo…

 

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La Serenissima: Venedig zwischen Altstadt-Mystik und Overtourism!

„La Serenissima“ – Diesen bezaubernden Beinamen, abgeleitet von „serenus“ (Durchlaucht, adjektivisch auch heiter, fröhlich) trägt die wunderschöne Lagunenstadt Venedig seit Jahrhunderten. Und dieses Lebensgefühl trifft auch jene ins Herz, die mit einem Schiff von der Adria kommend sich Richtung Markusplatz und Markusdom nähern. Venedig – Die Stadt der Liebe und jener Romantikerinnen, die auf einen Heiratsantrag während einer Gondelfahrt warten, Venedig – Die Stadt der Masken (obwohl der Karneval erst wieder seit 1979 offiziell stattfindet), Venedig – Die Stadt ohne Autos und ohne Straßenverkehr, in der sich die Menschen zu Fuß im Labyrinth der engen, pittoresken Gassen und Brücken oder auf den Wasserstraßen der über 100 Kanäle bewegen. Zu schön, um wahr zu sein. Vielleicht. Denn die Einheimischen klagen seit Jahren über einen „Overtourism“. Im Jahr 2019 registrierte die Hauptstadt Venetiens rund 13 Millionen Übernachtungen, dazu kommen aber noch rund 18 Millionen Tagestouristen, die gerade einmal durchschnittlich 20 Euro in Venedig ausgeben. Das historische Zentrum, das die nationalen und internationalen Touristen erkunden, hat gerade einmal ca. 53.000 Einwohner.

 

Insgesamt zählte Venedig, seit 1987 UNESCO-Weltkulturerbe, am 1. Jänner 2020 259.150 Einwohner, davon leben ca. 180.000 in den Stadtteilen auf dem Festland. Die Stadt besteht aus sechs Bezirken, das historische Zentrum gehört zur Municipalita Venezia Murano-Burano, die wiederum aus sechs Sestieri besteht. Der 4 km lange Canal Grande, der das letzte Stück des durch die Lagune ziehenden Flusses Brenta darstellt, teilt die Sestieri in zwei Hälften. San Marco (inkl. Markusplatz, Dogenpalast,…), Cannaregio und Castello werden als citra (diesseits des Dogenpalastes), San Polo, Dorsoduro und Santa Croce als ultra bezeichnet. Der zweite insulare Bezirk Venedig ist die Municipalita Lido-Pellestrina im östlichen Teil der Lagune, bekannt durch das mondäne Seebad und durch die jährlich stattfindenden Filmfestspiele. Die anderen 4 Bezirke Venedigs – Mestre Carpendedo, die Industriehochburg Marghera, Favaro Veneto (inkl. Flughafen) und Chirignago-Zelerino - liegen am Festland.

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Hemingways „Little Venice“: Summertime & Art in Caorle!

Bunte, pittoreske Häuser, enge Gassen, mediterranes Lebensgefühl auf den prall gefüllten Plätzen, eine Lagune im unmittelbaren Umfeld der Stadt. Caorle wird nicht zu Unrecht als „Small Venice“ bezeichnet. Und bietet zusätzlich Strandvergnügen, Familienspaß und mysteriöse Exkursionstouren auf Spuren prominenter Dichter.

 

Beach Life

 

Die italienische Adria-Stadt mit ihren ca. 12.000 Einwohnern liegt zwischen den Tourismus-Konkurrenten Jesolo und Bibione und wird jährlich von ca. 5 Millionen Urlaubern gestürmt, in den besten Jahren sogar von bis zu 9 Millionen. Die historische Altstadt und der Felsendamm teilen die Beachzone in einen Ost- und einen Weststrand. Der östliche Levante-Strand reicht bis zur Lagune, der westliche Ponente-Strand bis zum Fluss Livenza, an den sich der Badeort Porto Santa Margherita anschließt. Dort findet täglich der bekannteste Fischmarkt der Region statt, bei dem die gefangenen Fische flüsternd (!) ersteigert werden. Die Fischerei zählt neben dem Tourismus zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor der Stadt.

 

 

Strandurlauber erwartet in Caorle ein Sandstrand mit 15 Kilometer Länge, eine – für Kinder ideal – nur leicht ansteigende Meerestiefe, Animationsshows am Strand und beste Wasserqualität. Seit dem Jahr 1987 ist der Strand von Caorle Träger der Blauen Flagge. Aufregung und Spaß für die ganze Familie bietet auch der zentral gelegene Wasserpark Aquafollie, der mit zahlreichen Attraktionen wie steilen, langen Wasserrutschen mit gefährlich klingenden Namen  („Kamikaze“, „Anaconda“, „Crazy River“), Wasserfällen, Piratenschiff-Ambiente und Aquadancing lockt. 

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Italienische Lebensfreude gegen Hass: Jovanotti rockt die Wiener Stadthalle!

Sonne, Strand, der schiefe Turm von Pisa, Quizshows und (trotz der verpassten WM) der Fußball auf einem Video-Screen. Alles Dinge, die man mit Bella Italia verbindet. Davor steht ein sympathischer knapp über 50jähriger Römer, mit Jeans, sportlichem Hemd und jugendlicher Kappe. Und trällert mit Gitarrenbegleitung "In Italia". Jovanotti ist mit seiner neunköpfigen Band in Wien gelandet.

 

Jovanotti heißt eigentlich bürgerlich Lorenzo Cherubini. Sein Pseudonym leitet sich von "giovanotto" ab, was soviel wie "junger Mann" heißt. Echte Fans nennen ihr Idol "Jova" und "outen" sich gerne auch mit einschlägigen Caps. So auch in der Wiener Stadthalle, wo viele italienische Erasmus-Studenten begeistert zum 2,5 stündigen Sound-Inferno aus Pop, Rock, Funk, Latin, Hip Hop und World Music tanzten.

 

Die größten Hits hatte Jovanotti in Österreich Mitte der 90er, mit "Serenata Rap" (bekannt auch durch den auf Viva Heavy Rotation gelaufenen Clip mit Jovanotti & Friends rappend in schwindelerregender Höhe auf einem von einem Baukran transportierten Holzbalken) und "L´ombellico del Mondo", beide auch Teil der aktuellen Tour-Setlist. Die nationale Berühmtheit Jovanottis übersteigt sogar die Falcos in der Alpenrepublik. Seit 1994 wurden alle neun Alben von Jovanotti Nr. 1 in den italienischen Charts, sämtliche Auftritte in den riesigen italienischen Arenen sind ausverkauft. Zumindest 2500 kamen auch in die Wiener Stadthalle und wurden nicht enttäuscht.

 

Jovanotti präsentierte unter der Trademark "Oh, vita!" (selektiert nach dem vom US-Produzenten Rick Rubin produzierten Album) eine Show, die so bunt und schrill wie das Leben ist. Ohne auf subtiles Understatement zu vergessen. Seine Karriere begann der nunmehr 51jährige als Discjockey und Radio-Deejay. Dass er diese Talente auch heute noch beherrscht, zeigt sein 20minütiger Ausflug aufs erhöhte DJ-Pult, mit schnittigen Italo-Dance-Mixes und grellen Laserlights. Kongenial das "Smells like Teen Spirit"-Sample Kurt Cobains am Ende des DJ-Sets.

 

Auf dieser unterhaltungstechnischen Ebene ist Jovanotti allerdings nie verharrt. Gleich zu Beginn der Show verweist der mit Bono Vox befreundete und politisch engagierte Künstler (Amnesty International; "Make Poverty History") auf seine Wertvorstellungen: Freiheit, Liebe, offene Grenzen, an seine Träume glauben.  "Ich will in einer Welt leben, in der Unterschiede eine Bereicherung und kein Problem sind. ", so Lorenzo in einem aktuellen Interview.

 

Rassismus, Fremdenhass und Rechtspopulismus sind dem Kosmopoliten verhasst. In seinen Konzerten will Jovanotti den Fans als Rezept dagegen Spaß und Lebensfreude bieten. Dann sei in ihren Herzen kein Platz mehr für Hass. Auch kaum vorstellbar bei solch enthusiastischen Hymnen wie "L´estate addosso", "Ragazza Magica", "Sabato", "Ciao Mamma" oder "Penso Positivo".

 

Während der gesamten Show sieht man Jovanotti immer wieder als Don Quijote auf der Videowall. Nicht zufällig. So wie die Sagenfigur von Cervantes kämpft Jovanotti trotz aller Widrigkeiten für Freiheit und Gleichheit. "Viva la Liberta", ein Track aus seinem neuen Album "Oh Vita". heißt dementsprechend auch die letzte Zugabe. Man hat selten so viele glückliche und freudenstrahlende Besucher am Ende eines Konzerts gesehen. Italians do it better :-)

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MAXXI - Das Museum für zeitgenössische Kunst im Norden Roms.

Bis vor wenigen Jahren war Rom eine der wenigen europäischen Hauptstädte, die kein Museum für moderne Kunst hatten. Dies änderte sich am 27. Mai 2010, als das Museo nazionale delle arti del XXI secolo, kurz MAXXI, eröffnet wurde. 

 

Als Architektin fungierte die aus Irak stammende, im Jahr 2016 verstorbene Star-Architektin Zaha Hadid, die in Wien eine Wohnbau-Anlage an der Spittelauer Lände und die Bibliothek der neuen Wirtschaftsuniversität konzipierte. Errichtet wurde das MAXXI im Norden Roms, im Viertel Flaminio, leicht per Tramway 2 erreichbar von der Piazza del Popolo aus. Als Standort wählte man ein altes Kasernenareal des späten 19. Jahrhunderts, die Kosten für das futuristische Gebäude betrugen 150 Millionen Euro.

 

Das Museum selbst bietet nicht nur zeitgenössische Kunst, sondern enthält auch einen Hörsaal, ein Forschungszentrum mit Bibliothek, eine Buchhandlung, eine Cafeteria und ein Restaurant. Beliebt bei jungen Leuten ist auch der Freiraum außerhalb des Museums. Dort erblickt man auch ein brüchiges Ziegelgebäude, genannt "La Casa di Roma" ("House of Rome"). Kreiert wurde es vom portugiesischen Installationskünstler Pedro Cabrita Reis, der damit auf den Verfall der italienischen Vorstädte hinweist.

 

Neben der Dauerausstellung "MAXXI Collection" präsentiert das römische Museum derzeit u.a. eine Werkschau von Piero Gilardi ("Nature Forever") und die gesellschaftskritische Exhibition "The World as Prison".

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Fontana di Trevi: Liebesschwüre, Exzesse und Caritas-Millionen im Herzen Roms.

Es ist vielleicht der populärste und gleichzeitig romantischte Platz im wunderschönen Rom, und das trotz Touristenmassenanstroms: Der 26 Meter hohe und 50 Meter breite Trevi-Brunnen, italienisch Fontana di Trevi. Und schuld daran ist sicherlich auch der Volksglaube mit den "drei Münzen im Brunnen", bekannt geworden durch den Film "Three Coins in the Fountain" aus dem Jahre 1954.

 

Wirft man eine Münze über die Schulter in den Brunnen, dann kehrt man sicher nach Rom zurück. Zwei Münzen führen dazu, dass man sich in einen Römer oder eine Römerin verliebt, drei zu einer Heirat mit der entsprechenden Person. Und es dürften sehr viele sein, die an diese süße Geschichte glauben. 1,4 Millionen Euro wurden 2016 in den Trevi-Brunnen geworfen, das gesamte Geld fließt an die Caritas, die dieses nach einem genau festgelegten Schlüssel für Familien, Bedürftige und Mensen verwenden. 

 

Der Trevi-Brunnen wurde zwischen 1735 und 1762 gebaut. Als Baumeister gilt der bis dahin unbekannte Architekt Nicola Salvi, der in seinem Werk die den Menschen bedrohenden Naturgewalten thematisierte. Im Mittelpunkt steht dabei der Meeresgott Oceanus, auf den Felsen tummeln sich zahlreiche Meerespferde und Tritonen. Dahinter befindet sich ein Triumphbogen mit vier Allegorien, die die satten Wiesen, die Gaben des Herbstes, die Fruchtbarkeit der Felder und die Fülle der Früchte darstellen.

 

Weltberühmt wurde der Trevi-Brunnen auch durch den genialen Fellini-Film "La Dolce Vita", in dem Anita Ekberg und Marcello Mastroianni das dekadente Rom der 60er widerspiegeln und sich ein Bad im Brunnen gönnen. Ein Italiener nahm sich bei warmen Frühlingstemperaturen den Film als Vorbild und sprang nackt ins Wasser. Diese Aktion endete allerdings nicht mit einem Oscar, sondern mit einer kurzfristigen Festnahme und einer Geldstrafe von 400 Euro :-)

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