Italienische Lebensfreude gegen Hass: Jovanotti rockt die Wiener Stadthalle!

Sonne, Strand, der schiefe Turm von Pisa, Quizshows und (trotz der verpassten WM) der Fußball auf einem Video-Screen. Alles Dinge, die man mit Bella Italia verbindet. Davor steht ein sympathischer knapp über 50jähriger Römer, mit Jeans, sportlichem Hemd und jugendlicher Kappe. Und trällert mit Gitarrenbegleitung "In Italia". Jovanotti ist mit seiner neunköpfigen Band in Wien gelandet.

 

Jovanotti heißt eigentlich bürgerlich Lorenzo Cherubini. Sein Pseudonym leitet sich von "giovanotto" ab, was soviel wie "junger Mann" heißt. Echte Fans nennen ihr Idol "Jova" und "outen" sich gerne auch mit einschlägigen Caps. So auch in der Wiener Stadthalle, wo viele italienische Erasmus-Studenten begeistert zum 2,5 stündigen Sound-Inferno aus Pop, Rock, Funk, Latin, Hip Hop und World Music tanzten.

 

Die größten Hits hatte Jovanotti in Österreich Mitte der 90er, mit "Serenata Rap" (bekannt auch durch den auf Viva Heavy Rotation gelaufenen Clip mit Jovanotti & Friends rappend in schwindelerregender Höhe auf einem von einem Baukran transportierten Holzbalken) und "L´ombellico del Mondo", beide auch Teil der aktuellen Tour-Setlist. Die nationale Berühmtheit Jovanottis übersteigt sogar die Falcos in der Alpenrepublik. Seit 1994 wurden alle neun Alben von Jovanotti Nr. 1 in den italienischen Charts, sämtliche Auftritte in den riesigen italienischen Arenen sind ausverkauft. Zumindest 2500 kamen auch in die Wiener Stadthalle und wurden nicht enttäuscht.

 

Jovanotti präsentierte unter der Trademark "Oh, vita!" (selektiert nach dem vom US-Produzenten Rick Rubin produzierten Album) eine Show, die so bunt und schrill wie das Leben ist. Ohne auf subtiles Understatement zu vergessen. Seine Karriere begann der nunmehr 51jährige als Discjockey und Radio-Deejay. Dass er diese Talente auch heute noch beherrscht, zeigt sein 20minütiger Ausflug aufs erhöhte DJ-Pult, mit schnittigen Italo-Dance-Mixes und grellen Laserlights. Kongenial das "Smells like Teen Spirit"-Sample Kurt Cobains am Ende des DJ-Sets.

 

Auf dieser unterhaltungstechnischen Ebene ist Jovanotti allerdings nie verharrt. Gleich zu Beginn der Show verweist der mit Bono Vox befreundete und politisch engagierte Künstler (Amnesty International; "Make Poverty History") auf seine Wertvorstellungen: Freiheit, Liebe, offene Grenzen, an seine Träume glauben.  "Ich will in einer Welt leben, in der Unterschiede eine Bereicherung und kein Problem sind. ", so Lorenzo in einem aktuellen Interview.

 

Rassismus, Fremdenhass und Rechtspopulismus sind dem Kosmopoliten verhasst. In seinen Konzerten will Jovanotti den Fans als Rezept dagegen Spaß und Lebensfreude bieten. Dann sei in ihren Herzen kein Platz mehr für Hass. Auch kaum vorstellbar bei solch enthusiastischen Hymnen wie "L´estate addosso", "Ragazza Magica", "Sabato", "Ciao Mamma" oder "Penso Positivo".

 

Während der gesamten Show sieht man Jovanotti immer wieder als Don Quijote auf der Videowall. Nicht zufällig. So wie die Sagenfigur von Cervantes kämpft Jovanotti trotz aller Widrigkeiten für Freiheit und Gleichheit. "Viva la Liberta", ein Track aus seinem neuen Album "Oh Vita". heißt dementsprechend auch die letzte Zugabe. Man hat selten so viele glückliche und freudenstrahlende Besucher am Ende eines Konzerts gesehen. Italians do it better :-)