Wenn die Temperaturen wärmer und die Abende länger werden, dann streben die Menschen nach draußen, zum Trinken, Tanzen, Flirten. Und dann beginnt die Zeit der Festivals, die weltweit – trotz steigender Eintrittspreise - Millionen von Musik- und Partyfans in ihren Bann ziehen. Auch in Österreich.
„In Linz beginnt´s“ – das war einst Anfang der 70er ein marketingtechnischer Slogan der heute drittgrößten Stadt Österreichs, der einen Kulturaufbruch initiieren sollte. Heute ist Linz Vorreiter, wie man mitten in einer Stadt ein urbanes, musikalisch anspruchsvolles Festival organieren kann, während in der 2-Millionen-Metropole Wien die Clubs geschlossen sind, Open-Air-Veranstaltungen durch Anrainerbeschwerden unterbunden werden und größere Events (wie das „rote“ Donauinselfest oder das Popfestival) friktionslos nur unter dem Zepter der Stadt Wien ablaufen dürfen.
Das Lido Sounds fand dieses Jahr zum zweiten Mal statt und lockte an vier Festivaltagen mehr als 70.000 Besucher an die Donau. Viele aus dem festivallosen Wien per Sonderzug, denn viele Hotels waren bereits Monate zuvor ausgebucht. Am Schulschlusstag stand bei brütender Hitze bereits am späten Nachmittag Beth Ditto mit ihrer Band Gossip auf der Bühne, und das einen Tag vor ihrem Auftritt beim Glastonbury Festival. Der irische Sänger Hozier präsentierte mit einer zehnköpfigen Combo seine Indie-Rock-Songs (u.a. den US-Nr. 1-Hit „Too sweet“) und sorgte vor seinem Hit „Take me to Church“ mit einer minutenlangen Rede über Menschenrechte zum Nachdenken. Beim Deichkind-Gig auf der zweiten Bühne erreichte das Areal bald seine Kapazitätsgrenzen.
Sein 20. Stage-Jubiläum feierte der in Linz geborene Markus Füreder aka Parov Stelar, mit einigen neuen Tracks (gesungen von Elena Karafizi und Anduze), seinen schon legendären Electro-Swing-Hits (wie „All Night“, „Jimmy´s Gang“ und „Cat Groove“) und eindrucksvollen Visuals. Schrilles Programm erwartete die After Hour-Besucher im Brucknerhaus: Dort geigte nicht nur Parov Stelars Tour-DJ El Siciliano mit Techno- und House-Beats auf, sondern verzauberte 90´s-Eurodance-Star Jasmin Wagner aka Blümchen die Party People mit ihrem neuen Hit „Ravergirl“ und alten Gassenhauern wie „Herz an Herz“ oder „Boomerang“, Tänzer- und Einhorn-Show inklusive. Auch Spaß muss sein. Das Line-Up der anderen Tage nur auszugsweise: Kings of Leon, Kooks, Nina Chuba, Kraftklub, Editors, Sam Smith,…
„Wir lieben Musik, aber hier brauchen wir eine grüne Wiese“, eine aktivistische Reaktion von Anrainern auf ihren Balkonen. Sic est. Parties müssen nicht auf Betonflächen stattfinden, die ansonsten als Autoparkplätze dienen. Ein Appell an die Linzer Stadtregierung für eine Bodenentsiegelung. Ansonsten sollte Wien rot anlaufen…