Gefährliche Liebschaften im Wiener Schuberttheater.

Ende der 80er begeisterte Stephen Frears mit seinen "Gefährlichen Liebschaften" nicht nur die Kritiker, sondern auch das Kinopublikum. Angelehnt an den weltberühmten Briefroman von Choderlos de Laclos spinnen darin französische Adelige – prominent besetzt durch John Malkovich und Glenn Close – gemeine Intrigen gegen persönliche Feinde und naive Zeitgenossen. Die Pop-Kultur sprang 10 Jahre danach auf diesen Zug auf und lieferte mit "Eiskalte Engel" einen der coolsten Teenager-/Twen-Streifen ever, die unwiderstehlichen Verführer mimten Sarah Michelle Gellar und Ryan Philippe, die Handlung spielte im schick-verwöhnten New Yorker Privatschulmilieu, Placebo und The Verve sorgen bei Reprisen heute noch für musikalische Gänsehaut.

 

Aufgrund dieser berühmten Vorlagen keine leichte Aufgabe, diesen faszinierenden Stoff auf eine kleine "Off-Theater"-Bühne zu verlegen. Alexander Pschill und Kaja Dymnicki ist dies erstklassig gelungen. Mit wenig Budget, sparsamen Requisiten (wie einem "lustvollen" Kasten und einer Truhe) und charismatischen Darstellern kann der französische Stoff aus dem 18. Jahrhundert auch im kleinen Schuberttheater, einem ehemaligen Erotik-Kino, begeistern. 

 

In den Hauptrollen glänzen, clownesk geschminkt, Alexander Jagsch als Frauenverführer Valmont und Alexandra Corovic als weiblicher Kontrapart Marquise de Merteuil, die sich ihre tödliche Langeweile mit bösartigen Intrigen vertreiben. Die Opfer, Madame de Tourvel, in die sich Valmont insgeheim verliebt, und die naive Jungfrau Cecile de Volanges, die an einen Adeligen verheiratet werden soll, aber eigentlich ihren Lehrer liebt. Gespielt werden diese übrigens von den Produzentinnen des Stückes, Salka Weber und Julia Edtmeier. 

 

Schrill, spannend, extravagant, innovativ – "Gefährliche Liebschaften 2.0" ist – trotz antikem Stoff – auf dem Puls der Zeit. Die Belohnung für diese mutige Aufführung (neben einem stets ausverkauften Theatersaal): Eine Nominierung für den Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie "Beste Off-Produktion".

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