Urban Village: "Haben Sie Wien schon zu Fuß gesehen ?"

30 mal 30 Meter groß war ein überdimensionaler Wiener Stadtplan auf dem Rathausplatz, bei der die Besucher die Möglichkeiten hatten, mit Filzstiften ihre alltäglichen Wegstrecken einzutragen, Straßen und Sehenswürdigkeiten zu eruieren bzw. erinnerungswürdige Orte, Szene-Treffpunkte oder heiße Liebesnester einzuzeichnen.-

 

Wien bewegt sich 2015 "per pedes", die "Urban Village" mit Riesen-Stadtplan, Fußwege-Karte, Labyrinth, Kulinarikmarkt und Silent Disco zählt dabei zu den Highlights des "Jahr des Zu-Fuß-Gehens". Die Zahlen lesen sich etwas nüchterner: Der Fußgängeranteil, definiert als "Modal Split" (Wahl des Hauptverkehrsmittels im Personenverkehr) ist seit dem Jahr 1993 annähernd konstant zwischen 26 und 28 %, mehr als 1/3 der Befragten legt fast täglich Wege zu Fuß zurück. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO, die täglich 10.000 Schritte oder eine Stunde Fußmarsch empfiehlt, auch ein gesundheitlicher Mehrwert. Die Wiener Jugend weist mit 62 % übrigens den höchsten Fußwege-Anteil österreichweit auf. 

 

Die Fußgänger wünschen sich gemäß einer Nutzerbefragung vor allem eine Einschränkung des Autoverkehrs, mehr Grünflächen im öffentlichen Raum und mehr Sitz- und Verweilmöglichkeiten. Als besonders ärgerlich gelten Autoraser, rücksichtslose Radfahrer und lange Wartezeiten bei den Ampeln. Nicht zu unterschätzen ist auch die Gefahr für Fußgänger: Während 11 % der verunfallten Fußgänger schwer oder tödlich verletzt waren, betraf dies nur 1 % der beteiligten Fahrzeuginsassen. 

 

Neue Visionen auch in Richtung "Barrierefreiheit im öffentlichen Raum" verspricht die "Walk 21", eine internationale Fußgängerkonferenz, die im Oktober in Wien stattfindet. Ob man für innovative, urbane Verkehrskonzepte in der Bundeshauptstadt tatsächlich eine eigene "Mobilitätsagentur" samt Fußgänger- und Radbeauftragtem braucht, steht auf einem anderen Blatt.

Kommentare: 0 (Diskussion geschlossen)
    Es sind noch keine Einträge vorhanden.