Hamburgs „Grüner Bunker“: Vom Flakturm IV zum Tourismus-Highlight Nr. 1!

Hoch über St. Pauli vor dem Heiligengeistfeld, auf dem nahezu das ganze Jahr Volksfeste stattfinden, dort thront er, der Bunker von Hamburg. Einst 1942 von Zwangsarbeitern innerhalb von 300 Tagen im Auftrag Hitlers erbaut, sollte der Flakturm an der Feldstraße die allierten Luftangriffe abwehren, die vor allem die Hamburger Werften (in denen die deutschen U-Boote produziert wurden) als Ziel hatten. Der riesige Flakturm mit einer Grundfläche von 75 x 75 Meter, einer Wandstärke von 3,5 Metern und einer Höhe von 38 Metern gehörte zu den größten weltweit, im Dritten Reich bekam er die lapidaren Bezeichnung „Flakturm IV“ (nach jenen in Berlin und Wien). Die römische Ziffer richtete sich nach dem Datum des Baubeginns. Heute zählt der eine von zwei Hamburger Flaktürmen – der zweite befindet sich im Stadtteil Wilhelmsburg – zu den spannendsten und klimaschonendsten Sehenswürdigkeiten der zweitgrößten Stadt Deutschlands.

 

Medienbunker

 

Geplant war dies allerdings nicht. Eigentlich sollte der Bunker nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft gesprengt werden. Aufgrund der enormen Größe und der geringen Entfernung der Hamburger Altstadt hatte man allerdings Angst vor den Folgen der Demontage. So wurde der Bunker von St. Pauli, der während des Kriegs bis zu 25.000 Menschen Schutz bot, als Notunterkunft genutzt. Später siedelten sich dort Medienunternehmen an, darunter der Axel Springer-Verlag mit der „Hörzu“-Redaktion oder die Tagesschau des NDR. 

 

Uebel und Gefährlich

 

1999 eröffnete die Nobel-Disco J´s im Flakturm an der Feldstraße. In die Schlagzeilen kam diese vor allem durch einen Handgranatenanschlag auf ein Event des Partykönigs Michael Ammer, 9 Gäste wurden schwer verletzt. Nach deren Schließung eröffnete der Musikjournalist Tino Hanekamp, bekannt auch durch seinen später verfilmten Roman „So was von da“, das „Uebel & Gefährlich“. Der coole Club im 4. Obergeschoß des Bunkers zählt heute zu den beliebtesten Indie- und Rock-Clubs Deutschlands. Beim Reeperbahn-Festival spielten dort 2025 u.a. die Pop-Newcomerin Chloe Slater aus Manchester, die texanische Dark Wave-Formation Twin Tribes und die Londoner Indie-Band Dry Cleaning.

 

Grüner Bunker

 

Die ersten Ideen zur Begrünung des Bunkers kamen vom österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser bereits im Jahr 1992. Konkretisiert wurden sie dann erst 2013 durch den Hamburger Stadtplaner Mathias Müller-Using. 2017 wurde die Aufstockung des Bunkers um fünf Stockwerke genehmigt, die durch eine Investorengruppe rund um den Unternehmer Thomas Matzen durchgeführt wurde. Die Eröffnung des Grünen Bunkers erfolgte am 5. Juli 2024. 

 

Der 560 Meter lange Pfad, der sich in Form von Stufen und längeren Plateaus um den Bunker ringelt, kann von allen Bürgern kostenlos betreten werden, Getränke und Speisen dürfen allerdings nicht mitgenommen werden. Der Pfad, der bis zum 1400 Quadratmeter großen Dachgarten reicht, bietet einen wunderschönen 360 Grad-Ausblick auf die Hamburger Altstadt, die Elbphilharmonie und natürlich das kultige St. Pauli-Stadion, dessen Museum an den Öffnungszeiten von den Fans regelrecht gestürmt wird. Rund 23.000 Bäume, Lorbeerkirschen, Stechpalmen, Efeu und Rosenstöcke wurden eingepflanzt, für die Bewässerung sorgt überwiegend Regenwasser, das in Rückhalteboxen aufgefangen wird. Das ca. 100 Millionen Euro privat finanzierte Projekt beinhaltet außerdem das Reverb by Hard Rock Hotel (mit 134 modernen Zimmern), das Food Sharing-Restaurant La Sala, Bars, Cafes und einen Rock Shop. 2025 wurde der Grüne Bunker auf der Immobilienmesse MIPIM mit dem Award in der Kategorie „Best Conversion“ ausgezeichnet.

 

Gedenkstätte

 

Die Transformation ist allerdings noch nicht beendet. Es geht back to the Roots, und so soll künftig der Grüne Bunker auch als Gedenkstätte für die Opfer des NS-Regimes eingerichtet werden. Die Vorarbeiten unter der Ägide des gemeinnützigen Vereins Hilldegarden sind bereits im Gang. Mahnmal, grünes Vorzeigeprojekt, Event-Location, Hotel: Der Grüne Bunker ist auf dem Weg zum Tourismus-Highlight Nr. 1 in der Hansestadt…