Clubbing in Ibiza 2025 (1): Amnesia, Ushuaia, Pacha.

„Ibiza is the Clubbing Capital in the World“ – Das sagt einer, der es eigentlich wissen sollte: DJ- und Produzentenlegende Fatboy Slim, der seit den 90ern die Ibiza Party People mit seinen wilden, durchgemixten Sets begeistert. Zu einer Zeit, in der es noch keine exklusiven VIP Lounges und keinen Social Media Narzissmus in den Diskotheken gab. „Ibiza is superoverpriced and unaffordable“, das erwidert die in Ibiza lebende Pariser DJ Chloe Caillet, die u.a. im Pacha und im DC 10 für treibende House-Beats sorgt. Nach der Covid-Pandemie seien die Eintritts- und Getränkepreise der großen Clubs und die Hotelpreise in die Höhe geschossen. Das Ibiza Nightlife werde dadurch immer mehr zu einem Territorium der Reichen, aber gerade der Dancefloor habe seit jeher das Ventil, unterschiedliche soziale Klassen zu vereinen. Mein letzter, auch nicht gerade billiger Ibiza-Trip (u.a. ins Ushuaia und ins Hi Ibiza) fand 2019 statt. Was hat sich verändert seitdem, was ist gleichgeblieben, und in welche Richtung driften die Top-Clubs der balearischen Partyinsel? Ein Streifzug in das aufregende Nachtleben Ibizas.

 

Amnesia

 

Die 1970 gegründete Diskothek Amnesia hat wie das Pacha ihren Ursprung in einer Finca nahe des Dorfes Sant Rafel. Durch den legendären DJ Alfredo wurde das Amnesia zur Geburtsstätte des Balearic Sounds, der Ende der 80er-Jahre durch diverse britische DJ´s wie Paul Oakenfold oder Danny Rampling den Weg durch die europäischen Clubszene fand. Going back to the Roots, das ist das Motto des direkt an der Schnellstraße zwischen Eivissa und San Antonio liegenden und per Disco-Bus erreichbaren Clubs. „Ibiza has changed, but we want to recover its soul“. Vor allem der Sonntags-Club Pyramid setzt auf pure, authentische Club Culture und exzessive Parties bis in den Morgengrauen. An den Turntables im Main Room und auf der Terrace u.a. die russische Techno-Queen Nina Kraviz, Berlins DJ-Legende Ricardo Villalobos, Ex-Berghain-Resident Kobosil, Deborah de Luca, Luciano oder Richie-Hawtin, der Sound Techno, Minimal Techno, Acid und House. Hart, energetisch und kompromisslos.

Ushuaia

 

Die drogengeschwängerten After Hours Ibizas u.a. im ehemaligen Space oder die lässigen, kostenfreien Beach-Parties auf dem ebenfalls geschlossenen Bora Bora Beach gehören aufgrund behördlicher Restriktionen schon längst der Vergangenheit an. Stattdessen wird jetzt zwischen 17 und 23 Uhr musikalisch im Luxushotel Ushuaia „vorgeglüht“. Die Kapazität bis zu 8000 Party People, die vor einer riesigen Stage und rings um einen großen Pool bereits vor der Clubbing Prime Time abtanzen bzw. sexy Instagram-Selfies posten. Der Eintrittspreis für Rekordhalter Calvin Harris: 130 Euro. David Guetta, Kygo und Martin Garrix sind nur unwesentlich billiger. Eigentümer des Ushuaia ist der ehemalige EU-Kommissar und Investor Abel Matutes, der gemeinsam mit dem französischen Club-Betreiber Yann Pissenem das Konzept der Daytime-Parties kreierte. Unter der Marke Night League ist Pissenem heute verantwortlich für Ushuaia, Hi Ibiza und den neuen Superclub Unvrs.

 

Die coolste Ushuaia-Party ist allerdings jene, die ihre Wurzeln in der Working Community Ibizas hat. Immer dann, wenn riesige Ameisen-Figuren auf die weißen Mauern des Luxushotels klettern, dann schlägt die Uhr für die ANTS und für schnörkellosen Underground-Sound a la Andrea Oliva, Franky Rizardo, Adam Beyer oder Eli & Fur. Der futuristische Background: Die Ants Metalworks aus dem kreativen Ideenpool der KI-Künstlerin Kelly Boesch, der tech-house aufgeheizte Dancefloor fungiert als Battery. So schräg und so hip, dass DJ-Legende Pete Tong alljährlich zur BBC Radio One-Party ins Ushuaia Anfang August lädt. Den sozialen Background hat die Ants-Party allerdings nicht verlassen. Die Arbeitnehmer Ibizas erhalten einen Ibiza Workers Pass und haben als Bestandteil der Ants Colony jeden Samstag freien Eintritt im Ushuaia.

 

Pacha

 

Einen Step zurück bezüglich Sound und Preisen setzt auch der 1973 von Ricardo Urgell in einer kleinen Finca gegründete Club Pacha, der damals noch – rund 500 m entfernt vom Hafen – alleine inmitten von Feldern und Bäumen stand. Das Erkennungsmerkmal, die miteinander verbunden Kirschen, gab es schon damals. Wer 2025 online Tickets kaufte, der hatte die Möglichkeit, im vorhinein ein Getränke-Package zu bestellen, mit Preisen bis zu 60 Prozent unter dem Originalpreis im Club. Top-Organisation auch beim sicheren Transport der Gäste: Ein club-interner Disco-Shuttle-Bus bringt die Besucher gratis zum Pacha und zurück zur Playa den Bossa bzw. nach San Antonio.

 

Der Sound lässt vor allem die Herzen der House-Fans höher schlagen. Das Londoner Label Defected kuratiert – nach 13 Jahren Abstinenz – wieder jeden Donnerstag exzellente Pure House-Parties mit authentischen Acts wie Dennis Ferrer, Lp Giobbi, Gorgon City oder Solardo. Das erinnert an Zeiten, in denen die Ibiza House Anthems weltweit die Dancefloors eroberten, an „Lola´s Theme“ der Shapeshifters, „I luv u Baby“ (DJ Pippi vs. The Original) oder Modjos „Lady“. 2025 entwickelte sich der Latin House-Track „Verano EN NY“ des niederländischen DJs Toman zum Ibiza Hit des Sommers…