Die letzte Ausstellung: Mensch Berlin im Bank Austria Kunstforum!

„Mensch Berlin“ – So lautet der Name einer spannenden Ausstellung im Wiener Kultursommer 2025. Es handelt sich dabei um eine Werkschau, die zuvor in der Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank mit großem Erfolg gezeigt wurde. Diese feierte 2025 ihr 40jähriges Jubiläum und präsentierte aus diesem Anlass deutsche Kunstwerke nach 1950, und das vorwiegend aus der DDR. Die Bandbreite reicht von der Leipziger und Berliner Schule bis hin zu den „neuen Wilden“ mit ihrer Punk-Ästhetik und rebellischen Künstlern, die sich subtil mit der Teilung Deutschlands beschäftigten. Die explizite Darstellung der Mauer – laut DDR-Propaganda ein „friedenssichernder Schutzwall“ - war damals verboten. Nach dem Mauerfall entstand zwar eine Aufbruchsstimmung, die aber vor allem für die Künstler aus dem Osten auch mit Angst und Unsicherheit verbunden war. Man fühlte sich „politisch belastet“ und als „ostdeutsch etikettiert“.

 

Man möchte nun glauben, diese Kooperation mit einer deutschen Institution könnte auch für die österreichische Kulturlocation von Nutzen sein. Dem ist leider nicht so. Denn das Gebäude an der Freyung, das Bank Austria Kunstforum, muss leider Ende August seinen Kulturbetrieb einstellen. Schuld daran ist die Insolvenz der Signa Rene Benkos, die bis zum Verkauf an den Industriellen Josef Rainer im Jänner 2025 auch Eigentümer der Immobilie war. Diese hatte zur Folge, dass sich auch das Sponsoring-Modell mit Benko in Luft aufgelöst hat und auch kein gleichwertiger Ersatz gefunden wurde.

 

Die ersten Ausstellungen im Kunstforum fanden bereits 1980 in den leerstehenden Räumen des CA-Kassensaals statt. Der damalige Länderbank-Chef und spätere Bundeskanzler Vranitzky institutionalisierte aufgrund des großen Andrangs das Länderbank Kunstforum, der erste Direktor war der spätere Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder. Gustav Peichl baute 1988 das Kunstforum um, die erste Ausstellung nach der Wiedereröffnung thematisierte „Egon Schiele und seine Zeit“ und lockte mehr als 180.000 Besucher an. Kokoschka, Van Gogh, Cezanne, Picasso, Miro, Chagall, das waren nur einige der internationalen Künstler, die das Ausstellungsprogramm des nunmehrigen Bank Austria Kunstforums prägten. 

 

Im Jahr 2000 wurde Ingrid Brugger neue Direktorin, sie erweiterte das Portfolio um Themenausstellungen (wie „Jahrhundert der Frauen“, „Futurismus – Radikale Avantgarde“, „Superstars – Von Warhol bis Madonna“ oder „Eros in der Kunst der Moderne“) und Ausstellungen österreichischer Künstler (wie Arnulf Rainer, Christian Ludwig Attersee oder Herbert Brandl). Zuletzt sorgten Exhibitions von Cindy Sherman, Helmut Newton, David Hockney, Kiki Kogelnik und Depeche Mode-Regisseur Anton Corbijn für Furore und Anerkennung. Die bereits fix geplante Marina Abramovic-Ausstellung wird bereits in der Albertina Modern (ab 10. Oktober) stattfinden, Pönale-Zahlungen konnten dadurch zumindest verhindert werden.

 

Auf der 1992 auf 1120 Quadratmeter vergrößerten Ausstellungsfläche fanden über 150 Ausstellungen statt. Jährlich besuchten ca. 230.000 Menschen die Museumsinstitution an der Freyung. Das Bank Austria Kunstforum lag damit unter den Top 10 der meistbesuchten Museen Österreichs. Zahlreiche Petitionen, offene Briefe und Appelle wurden in den letzten Monaten getätigt, und das von prominenter Seite jeglicher Art (von Heinz Fischer, Erwin Pröll bis hin zu Valie Export, Erwin Wurm oder Oscar Bronner). Es hat alles nichts genützt. Nach dem Besuch der „Mensch Berlin“-Ausstellung blickt man traurig auf die nur mehr halbvollen Stellagen des Shops, in dem die hochwertigen Kataloge um minus 70 Prozent angeboten werden. „Mensch Wien“, du nennst dich tatsächlich noch Kulturstadt…