UBC-Studie: Young Generation Z fällt am meisten auf Fake News hinein

„Jeder Dritte hat weltweit kein Vertrauen in Nichtregierungsorganisationen“. Wahr oder Falsch?  „Die Regierung vertuscht massiv ihre Beteiligung am 11. September“. „Linke lügen eher, um eine gute Note zu bekommen.“ Wie sieht´s damit aus?  3 von insgesamt 20 Aussagen des sogenannten „Misinformation Susceptibility Tests“ (MIST), der von der University of British Columbia in Vancouver entwickelt wurde. Rund 66.000 Menschen aus 24 Ländern und fünf Kontinenten unterzogen sich zwischen Juni 2023 und Juli 2024 diesem auf einer Website publizierten Test. 10 dieser 20 Aussagen entsprachen der Wahrheit, die restlichen 10 waren verschwörungstheoretischer Natur. Ziel dieses Tests waren die Feststellung der Medienkompetenz der Befragten bzw. die Abhängigkeit der Medienkompetenz von demografischen, sozialen und kognitiven Faktoren. Die Ergebnisse waren teils überraschend.

 

Durchschnittlich wurden 17 Fragen richtig beantwortet. Die schlechtesten Resultate erzielte die Generation Z, also die zwischen 1997 und 2012 geborenen Menschen. Also gerade die Digital Natives, die mit digitalen Technologien aufgewachsen sind und die täglich mehrere Stunden in den sozialen Medien verbringen. Das ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. „Denn das bei Pädagogen, Eltern und politischen Entscheidungsträgern beliebte Narrativ, Digital Natives hätten bessere Kompetenzen, wurde bereits durch empirische Forschung weitgehend widerlegt. Die erhöhte digitale Exposion führt nicht automatisch zu einer höheren digitalen Kompetenz, was wahrscheinlich auf die geringere Qualität der Nachrichten in den sozialen Medien zurückzuführen ist“, so das Studienteam.

 

Beim Geschlecht schnitten die Männer besser ab als die Frauen und die nicht-binären Personen. Bei der Ausbildung zeigt sich bei der Fehlinformationsanfälligkeit eine deutliche Abhängigkeit vom Bildungsgrad. Personen nur mit High School-Abschluss oder weniger fallen erheblich mehr auf Fake News herein als Personen mit Hochschul- oder Berufsabschluss. Interessant sind die Resultate bei der politischen Ausrichtung. Liberale erzielten die besten Resultate, Konservative dagegen neigten zu einer höheren Anfälligkeit für Fake News.

 

Bei der Studie wurde zusätzlich – mittels einer fünfstelligen Skala - die selbst wahrgenommene Fähigkeit zur Erkennung von Falschinformationen befragt. Festgestellt wurde, dass die Generation Z und die Frauen ihre Fähigkeiten gut einschätzen. Stärkere Abweichungen zwischen MIST-Score und wahrgenommener Fähigkeiten zeigten sich vor allem bei extrem Konservativen und bei Personen mit höherem Bildungsabschluss.

 

Das Fazit der Studienautoren:  Fake News stellen eine ernsthafte Bedrohung für das Funktionieren von Gesellschaften weltweit dar. Es sei daher eminent wichtig, welche Personengruppen von diesen negativen Einflüssen besonders betroffen sind. Der Unterschied der Generation Z zu den anderen Altersgruppen ist zwar (mit rund 0,6 MIST-Punkten gegenüber den zwischen 1981 und 1996 geborenen Millennials ) nicht groß, „die Auswirkungen der Unterschiede in der realen Welt sind allerdings möglicherweise nicht unerheblich“. Der UBC-Assistenzprofessor für Psychologie Friedrich Götz bezieht sich dabei auf die gegenwärtige Situation, „wie viel Zeit die meisten Menschen im Internet verbringen, wie viele Fehlinformationen online kursieren und wie leicht sie sich verbreiten.“

 

Als extrem brisanter Fall werden die Unruhen in Großbritannien genannt, die durch Fake News über die religiöse Zugehörigkeit eines Amokläufers ausgelöst wurden. Falschmeldungen im Internet haben natürlich auch dramatische Effekte auf die Einstellung zum Klimawandel, Migration, Impfungen oder auf Wahlentscheidungen.

 

Das Zauberwort gegen Fake News in jeder Hinsicht ist die Medienkompetenz, die vor allem in den Schulen, aber auch in den Gemeinden (beispielsweise durch Medienkompetenztrainings für alle Bevölkerungsgruppen) gestärkt werden muss. Österreich steht hier vor besonderen Herausforderungen: Laut einer Sonderauswertung zur aktuellen Pisa-Studie sind nur 44 Prozent der 15jährigen in der Lage, die Qualität von Online-Informationen richtig zu beurteilen. Mehr als jeder dritte Schüler teilt Postings in sozialen Medien, ohne deren Wahrheitsgehalt vorher zu überprüfen.

 

Was rät die Digitalexpertin Ingrid Brodnig? Achtung vor allem bei Postings, die starke Emotionen hervorrufen oder die eigene Meinung immens bestärken. Auf keinen Fall weiterleiten, sondern am besten einen Faktencheck auf Google vornehmen, zusätzliche Quellenstellen suchen und den Absender der Nachrichten überprüfen. Eine besondere Gefahr für die Zukunft sind laut Brodnig „Deep Fakes“ (also realistisch wirkende Medieninhalte wie Fotos oder Videos, die durch Künstliche Intelligenz verändert wurden). Der Kampf gegen Fake News, hoffentlich kein Kampf gegen Windmühlen?

 

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0191886925001394