Kremser Donaufestival 2025 (2): The Sound of the Underground

Soundtechnisch zog Kurator Thomas Edlinger mit seinem Team wieder alle Register: 6 Tage lang ein fesselnder Mix aus Experimental Underground Sound, Ambient Classic, Club Culture, Black Metal, Arabic Taste und Indie Beats. In der Minoritenkirche versetzten die Schlagzeugerin Katharina Ernst und die Elektronikmusikerin Maria W. Horn die Besucher mit Sound & Visuals in faszinierende neue Welten. Die aus Kairo stammende Nadah El Shazly, seit kurzem bei Björks Label unter Vertrag, mischte gekonnt moderne Beats mit Traditionals ihrer Heimat. Zum zweiten Mal live beim Donaufestival war die schwedische Klangzauberin Anna von Hausswolff, dieses Mal mit Band (inkl. Saxophonspieler und Schlagzeuger) und deutlich poppiger als bei ihrem ersten Auftritt

 

UK Club Culture

 

„Kissed by a witch, I got hexed!“ - Aus der UK-24-Hour-Rave-Szene stammt Aya Sinclair, die um 20 Uhr frühabends (!) – was sie selbst nicht fassen konnte – eine exzessive Show mit harten Industrial-, Gabber- und Techno-Beats und deftigen Vocals lieferte. Dagegen war der trendige Future Club Sound des Londoner DJ´s und Produzenten Sega Bodega fast eine Chill Out-Phase des ersten Donaufestival-Samstags.. Aus dem britischen Soundkolorit begeisterten weiters Giulio Erasmus (der Sohn eines Factory-Gründers) mit seiner belgischen Early-80´s angehauchten Band The End of the Worm, die Indie-Legenden von Spiritualized rund um Mastermind Jason Pierce, die aus Manchester stammende Dub Techno-Formation Demdike Stare und die aus einem Saxophonspieler und einer Drummerin bestehende Band O.. Tash Keary und Joseph Henwood sorgten bereits als Support für Jack White (White Stripes) für schweißtreibende Stimmung in den Clubs und Konzerthallen. 

 

Sound-Mix

 

Portugals Musikszene war vertreten durch die progressive Electronik-Produzentin Nidia und das Percussion- und Jazz-Kollektiv HHY & The Macumbas, aus Kenia wurde das ausgeflippte Rap-Hip House-Multitalent Kabeaushe eingeflogen. Wie abwechslungsreich das Line Up des Donaufestivals dieses Jahr wieder gestaltet wurde, zeigt der Umstand, dass auf derselben Bühne in der Österreichhalle auch die NDW-Avantgarde-Band F.S.K., die Brooklyner Black Metal Rocker von Liturgy (rund um die ins Mikrofon brüllende Haela Hunt-Hendrix) und die Ethno-Folk-Formation Derya Yıldırım & Grup Şimşek standen.

 

Circuit des Yeux

 

Irish Folk, vermischt mit Punk, Psychedelic und Drone, das ist das Markenzeichen der irischen Band Lankum, deren Auftritt im Stadtsaal mit Songs wie „Wild Rover“ oder „Go Dig my Grave“ zu den Highlights des 20. Donaufestivals zählte. Ebenso wie jener von Haley Fohr aka Circuit des Yeux. Die aus Chicago stammende Sängerin hat ein Stimmvolumen von vier Oktaven und oszilliert mit ihren Tracks zwischen progressivem Depeche Mode-Synthi-Sound und düsteren Instrumental-Klangsphären („It takes my pain away“). Songs wie „Megaloner“, „Canopy of Eden“ oder „Truth (is just imagination of the mind“) sind kurz davor, den brodelnden Underground zu verlassen. 

 

Every Age has its own fascism

 

Every Age has its popstars. Ein legitimes Zeichen der Zeit. Auf „Every Age has its own fascism“ trifft das garantiert nicht zu. Der britische Konzeptkünstler Jeremy Deller hat aus dem berühmten Zitat des italienischen Schriftstellers Primo Levi eine Posterserie kreiert. Diese wurde im öffentlichen Stadtraum und in den Kultur-Locations verbreitet. Ein Festival mit politischem Anspruch, Visionen und Nachhaltigkeit soll und muss auch geistige Spuren hinterlassen. Auch wenn dies in der heutigen Gesellschaft immer schwieriger wird…