5 Jahre Landesgalerie: „Die Tänzerin von Krems“ feiert Geburtstag!

„Die Tänzerin von Krems“ wird der monumentale Kubus des Architekten-Brüderpaares Bernhard und Stefan Marte gerne genannt, in dem die Landesgalerie Niederösterreich seit 2019 untergebracht ist. Als Vorbild diente übrigens die „figura serpentinata“, ein Gestaltungsmotiv aus der Spätrenaissance, das spiralförmig dargestellte Figuren von jedem Standpunkt aus unterschiedlich erscheinen lässt. 21,5 Meter hoch ist der aus Stahlbeton bestehende Kubus, der mit 7200 Schindeln aus einer Zink-Titan-Legierung bedeckt ist. Die Grundrissfläche im Erdgeschoß beträgt 33 x 33 Meter, jene im Obergeschoß 30 x 30 Meter. 

 

Trotz seiner extravaganten Konstruktion und seiner Lage unmittelbar vor dem mittelalterlichen Städtchen Stein hielten sich die Proteste der Bevölkerung und der Welterbeschützer in Grenzen. Der Spatenstich erfolgte am 5. Juni 2016, im Dezember 2018 wurde das Museum fertiggestellt, kurze Unterbrechungen ergaben sich durch historische Funde bei den Aushubarbeiten (wie einer Tonvase, einem Holzpaddel und Holzpfeilen einer Uferbefestigung). 

 

Am 25. Mai 2019 wurde die Landesgalerie Niederösterreich als Bestandteil der Kunstmeile Krems eröffnet. In dem fünfgeschossigen Museum (mit 3000 m2 Ausstellungsfläche und einer Aussichtsplattform auf die Donau und das Stift Göttweig) wurden seitdem zahlreiche spannende Ausstellungen präsentiert. Gruppenausstellungen wie „Auf zu Neuem – 3 Jahrzehnte von Schiele bis Schlegel“, „Rendezvous mit der Sammlung – Kunst von 1960 bis heute“ oder „Kunstschätze vom Barock bis zur Gegenwart“ basieren auf den umfangreichen Landessammlungen Niederösterreichs, die rund 100.000 Kunstwerke enthalten. Während der Corona-Zeit lockten insbesondere die Ausstellung „Spuren und Masken der Flucht“ und die Sammlung Ernst Ploil mit Werken von Schiele, Rainer und Kokoschka zahlreiche Besucher nach Krems.

 

Ein besonderes Augenmerk wird gelegt auf weibliche Künstlerinnen, die zumeist erst im späteren Alter ihre künstlerische Anerkennung erhielten wie Renate Bertlmann, Lieselott Beschorner oder Isolde Maria Joham. Letztere starb im Alter von 90 Jahren, am letzten Tag ihrer Ausstellung „Eine Visionärin neu entdeckt“. Im Erdgeschoß sorgen zumeist aufwendige Installationen für künstlerische Diversität. Hervorstechend dabei „Across der River“ der seit der Biennale 2015 weltweit bekannten Künstlerin Chiharu Shiota, die rund 700 km Wolle mit realen Booten und Landkarten verwoben hat. 

 

Mit einem abwechslungsreichen Programm feierte die Landesgalerie am 25. Mai 2024 ihren 5. Geburtstag. Als besonderes Highlight seilten sich die Akrobaten Cataracts & Silk Fluegge mit Saxophon Live Sound und Techno Beats von der Nordfassade des Kubus ab. Dazu zahlreiche Kinder- und Kreativstationen, Open Piano, Silent Disco, Backstage-Führungen oder einfach die Gelegenheit, bei freiem Eintritt die aktuellen Ausstellungen der Landesgalerie zu besuchen.

 

Im 1. Stock präsentiert die Landesgalerie bis 19. 4. 2026 Landschafts- und Alltagsbilder aus mehr als fünf Jahrzehnten, unterteilt in sechs niederösterreichische Orte und Regionen. Krems selbst ist u.a. mit Bildern Franz Stöbers vom Kloster Und und der Donaulände vertreten, imposant das acht Meter lange Gemälde „Panorama des Donautals mit der Ruine Dürnstein“ von Anton Hlavecek aus dem Jahre 1906. Der 2. Stock ist der österreichischen Fotografin Elfriede Mejchar (1924-2020) gewidmet, die dieses Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte. Ihre Werke reichen von sachlichen Architekturaufnahmen bis hin zu experimentellen Kunstwerken (wie ihrer progressiven Serie „Nobody is perfect“). Im Obergeschoß faszinieren die auf Algorithmen basierenden Bild- und Klanglandschaften des Klosterneuburger Künstlers Monocolor. 

 

Live zu Gast war die irische Künstlerin Claire Morgan, die mit ihrer begehbaren Installation „Hold me tighly lest I fall“ im Erdgeschoß alle Generationen begeisterte. Morgan verwendete für ihre erste Ausstellung in Österreich bunte Plastikschnipsel, Distelsamen und transparente Nylonfäden. Innerhalb dieses Konstrukts platzierte sie zehn Vögel und eine menschliche Skulptur. Ein subtiles Statement der Künstlerin gegen die Umweltzerstörung und für eine nachhaltigere Beziehung zur Natur. Ein zeitgemäßeres Sujet kann sich die Landesgalerie bei ihrer Jubiläumsfeier nicht wünschen.