"Wiener Schickeria"-Open Air: Bibiza in der ausverkauften Wiener Arena

Als 15jähriger hat der 1999 in Wien geborene Franz Bibiza von einem Auftritt in der Wiener Arena geträumt, nur wenige Jahre später geht sein Traum in Erfüllung, und das noch dazu vor einer ausverkauften Menge und mit einem Album, das, überspitzt, exaltiert und dekadent so wie einst Falcos 80er-Alben – den Zeitgeist Wiens widerspiegelt. „Wiener Schickeria“, das ist die Trademark seines 20-Track-reichen Konzeptalbums, eine rasante Fahrt im Überschalltempo auf dem Opernring, durch die Clubs, in den Stadtpark zum Ausnüchtern bis hin zum melancholischen Breakdown im „Regen“.

 

Die erste Tour Bibizas führte durch Deutschland, die Schweiz und natürlich Österreich, als krönender Abschluss das Open-Air in der Wiener Arena. Sold Out, im Vorprogramm die Münchner Band Mola mit ihrer charismatischen Sängerin Isabella Streifeneder, die mit Indie-Songs wie „Weil mein Herz ein Lügner ist“ und „Das Leben ist schön“ für die lässige Einstimmung auf Bibiza sorgt. Mola zählen zum erweiterten musikalischen Kollektiv des Wiener Sängers, 2022 veröffentlichte er mit der Band den Track „viertelnachvier“. Ehrensache, dass Sängerin Isabella bei seiner Show die Bühne stürmte und gemeinsam mit ihm den Song präsentierte.

 

Der in Wien-Mariahilf stationierte Bibiza startete 2017 eigentlich als Rapper und trat mit DJ´s in verschiedenen Clubs auf. 2022 lernte er die Produzenten Filous & Johannes Madl kennen, die Idee für die „Wiener Schickeria“ war geboren. Die DJ´s wurden durch eine leidenschaftliche Band ersetzt, Special Friend Enzo Gaier an der Gitarre, Bassist Markus Windisch, Keyboarder Xaver Nahler und Drummer Moritz Meixner. Die schrägen, tabulosen Texte über die Wiener Szene, unterlegt durch eine Mixtur aus Synthi-Pop, Rap, Electro, Funk und 80er-Beats a la Falco, Bilderbuch oder Minisex eroberten durch das Internet die immer stärker anschwellende Fangemeinde. Im Mai 2023 wurde das in der Hietzinger Villa Lala aufgenommene Debüt-Album veröffentlicht und stürmte in die Top Ten, nur ein knappes Jahr später erhielt Bibiza zwei Amadeus Awards in den Kategorien „Best Sound“ und „Songwriter des Jahres“ für „Eine Ode an Wien“.

 

„Wien, Wien, Wien, bitte bleib so wie du bist. Ich weiß niemand hier versteht dich so wie du dich grade gibst. Doch ich liebe Dich und hasse Dich zugleich. Ich weiß Du bist zu gut für uns. Doch glaub mir Wien ich bleib (bei Dir)“, das sind Textzeilen, die vor allem von der begeistert hüpfenden Crowd in den vordersten Reihen lautstark mitgesungen werden. Absolute Textsicherheit auch beim FM4-Nr. 1-Hit 2023, „Wo sie in ihrem Leben stünde, wär sie nicht auf der Akademie der bildenden Künste“, dem „Stadtpark Insomnia“ („Ich wollt eigentlich nachts nachhaus, aber wach im Stadtpark auf. Irgendwas hat mich abgepasst. Vom nachhause gehen abgebracht“), dem Opernring-Blues und dem von Falcos „Siebzehn Jahr“ inspirierten „Schick mit Scheck“. 

 

Apropos Falco: Die Drogensongs dürften natürlich auch bei Bibiza nicht fehlen, und das auf einer blau visualisierten Bühne. „Rauschgift, bis mein Blick wieder blau ist. Ich spür nix, aber hab ein gutes Outfit. Ich bin dicht und tanz, solang es laut is. Ich seh das Licht, wenn die Sonne wieder raussticht“, eine heimliche Hymne der schicken Party People in den Wiener Clubs und Techno-Schuppen? Auf jeden Fall einer der großen Hits Bibizas, dessen „lines“ man allerdings nicht wortwörtlich nehmen muss. Auf die Bühne holt der Zeremonienmeister neben Mola-Sängerin Isabella den von der Tour bekannten Taxler Andi – Peter Schillings „Major Tom“ ist angesagt – und Rapper Skero, Voigas „Kabinenparty“ passt haargenau ins Konzept der wilden Show. Leisere Töne (wie bei „Regen“, „Höhenstraße“ oder der Akustik-Version des „Opernring Blues“) dürfen auf der Setlist nicht fehlen, begleitet von Handy-Lichtern und leuchtenden Feuerzeugen im Dunkel der Nacht. 

 

Wie es musikalisch und themenmäßig – eine neue Tour 2025 ist bereits angekündigt - mit der Karriere von Bibiza weitergeht, ist noch offen. Einige neue Songs waren bereits im letzten Tourprogramm wie zum Beispiel das viel umjubelte „Tanzen“. Dort heißt es: „Sie will einfach tanzen, also lass sie tanzen. Der Club ist voller Geier und notgeiler Schimpansen“. Diese Message ist auf jeden Fall ernst zu nehmen…