Lässige Hamburger Grandezza: Die Sterne live im WUK

Vor mehr als 30 Jahren gründete Sänger und Gitarrist Frank Spilker in Hamburg eine Band mit wechselnder Besetzung. Unter dem Namen „Die Sterne“, „damit das kein anderer mehr tun kann.“ Die Hansestadt zog Anfang der 90er kreative Musiker aller Art an, die (von den Szene-Protagonisten eigentlich abgelehnte) Trademark „Hamburger Schule“ war geboren“. Die Sterne veröffentlichten seitdem 12 Studio-Alben, zahlreiche Singles, EP´s und Kompilationen und beehrten mit ihren legendären Tour-Shows nicht nur den deutschsprachigen Raum, sondern als „Botschafter deutscher Popkultur“ auch Nordamerika. Der Sound: Eine Mixtur aus Indie-Pop, Funk, Soul und (später) Elektro, die Texte hipster-zeitgeistig, hintergründig und inspirierend.

 

2024 veröffentlichten Die Sterne im März ein Greatest Hits-Album, „Grandezza“, das die besten Singles der Hamburger Formation enthält und auch von ehemaligen Bandmitgliedern unterstützt wird. Auf Tour ist Frank Spilker seit 2020 mit einer neuen Besetzung, Keyboarderin und Sängerin Dyan Valdes, Bassist Philip Tielsch und Schlagzeuger Jan Philipp Janzen. Ein Auftritt in Wien, dieses Mal im neu sanierten WUK, darf natürlich nicht fehlen, der Publikumsandrang war naturgemäß groß. Die Setlist Nostalgiefaktor und Identifikationspotential für alle Generationen, von den Hits der Frühzeit (wie „Universal Tellerwäscher“, „Trrrmmer“ oder „Fickt das System“), Hamburger Kneipen-Hymnen wie „Wenn dir St. Pauli auf den Geist fällt“, Extended Raritäten („Wichtig“) oder neueren Songs a la „Der Sommer in die Stadt wird fahren“ und „Hallo Euphoria“.

 

Die größte Live-Resonanz erhalten auch in Wien die Indie-Hits der Viva-Generation Mitte der 90er, als „Die Sterne“ sowohl auf den kommerziellen als auch alternativen Musik- und Video-Kanälen auf und ab liefen: „Von allen Gedanken schätze ich doch am meisten die Interessanten“ oder der Gassenhauer „Was hat dich bloß so ruiniert?“, 2016 Titelsong für die Wiener Bobo-Komödie „Was hat uns bloß so ruiniert“ von Marie Kreutzer?“, so frei nach dem Motto „Bist du nicht immer noch Gott-weiß-wie privilegiert? 

 

Als letzte Zugabe beim WUK-Gig: „Du musst gar nix“ (2020), ein Appell an die persönliche Freiheit und Unabhängigkeit und eine klare Abrechnung gegen die Anpassung an den (scheinbaren) Lifestyle und gegen die private und berufliche Überforderung. „Du musst dich nicht optimieren. Du musst nicht doppelt so viel machen wie die anderen“, „Du musst nicht verknallt sein und du musst nicht hassen“, „Du musst nicht raus gеhen, nur weil die Sonnе scheint. Du musst auch nicht zu Hause bleiben, nur weil es regnet. Du musst nicht anrufen. Du musst nicht chatten. Du musst gar nix“. Eines vielleicht doch, das nächste Sterne-Konzert in deiner Umgebung besuchen. Es lohnt sich…