Wiener Lebensart in Krems: Der Nino aus Wien live im Kesselhaus

"Willkommen im Kino" - So startete Nino Mandl aka Der Nino aus Wien sein Konzert im Kremser Kesselhaus. Er habe schon öfter in der Filmbar nebenan gespielt, aber das hier sei eine Premiere. Und tatsächlich funktioniert seine großartige Setlist auch vor in Kinosesseln loungierenden Fans und ohne tanzende Alternative Party People.

 

In Wien spielt Nino ganz gerne auch solo in kleinen Kneipen und Gasthäusern. In Krems war auch seine komplette Band mit on Stage: Bassist pauT, der zuletzt selbst ein 80er-Wave angehauchtes Album veröffentlicht hat, Gitarrist Raphael Sas, Schlagzeuger David Wukitsevits und der großartige Cellist Lukas Lauermann, zuletzt auch beim Wiener Popfest im Einsatz.

 

10 Alben in 10 Jahren hat der Nino aus Wien veröffentlicht, musikalisch liegen die Vorbilder bei den Beatles, den Ramones und den Kinks, denen er auch den Song "Sandy Simmons" widmet. Thematisch strömt der Nino Mandl in den Gewässern von Qualtinger, Ambros und Danzer. Seine Texte spiegeln die Wiener Lebenskultur wieder, jene der einfachen Leute, die sich nach der großen Liebe sehnen, aber oft auch in den Beisln, Cafes und Clubs bis zum Morgengrauen (und länger) versumpfen. Stichwort "Jukebox", "Praterlied" oder das herrlich melancholische "Der Mai ist vorbei".

 

Einmal im Jahr träumt der Durchschnittswiener auch vom Strand-Urlaub an der echten Adria und nicht in Kagran. Coco Bello, Coco Bello. Ansonsten schreien sich die Wiener am Wochenende gerne beim Fußball die Seele aus dem Leib. In letzter Zeit überwiegt aber der Frust. "Unentschieden gegen Ried" sinniert Rapid-Fan Nino über den zuletzt sportlich wenig glänzenden Traditionsverein, selbst gehandicapt mit einer Armverletzung ("Nix gebrochen, nur geprellt") nach einem Gaudi-Kick.

 

Das tut der musikalischen Spiellaune keinen Abbruch. Lässige Nino-Tracks wie der Opener "Hände", "Tränen machen wach", "Deine Boheme" oder der witzige "Schlagoberskoch"-Klassiker sorgen für einen kurzweiligen Abend im Campus-Areal.

 

Nach einigen Spritzern und energischen Zugaberufen endet der Abend mit einem Lied, das die Berliner Taz als "Don´t look back in Anger" 2018 glorifizierte: "Bevor du schläfst". Dort heißt es "Die Erinnerung zeigt deutlich. Kein Sommer ist für immer. Es wird bald wieder scheußlich. Und dann wird´s immer schlimmer. Doch es hat immer noch gepasst. Weil all you need is love. Und meist gelingt´s nicht ganz, aber manchmal fest."  Ein tolles Sommerabschluss-Konzert. Until next, Nino & Band...