"Generation Rx": Good Charlotte plus 3 Support-Bands im Wiener Gasometer!

 

"Generation Rx", so heißt das im September 2018 neu veröffentliche, ambitionierte Album von Good Charlotte. Unter dieser Trademark statteten die fünf einstigen Pop-Punks aus Maryland auch Österreich einen Besuch ab. Als Support im Gasometer mit dabei gleich 3 Bands aus der Rock-, Emo- und Metalecke.

 

Der vierstündige Rock-Exzess begann mit "The Dose" aus Los Angeles, deren Sänger, Indio, mit Hollywood-Star Robert Downey jr. einen prominenten Vater hat. Gemeinsam mit Jugendfreund Ralph Alexander on the Drums präsentierten die beiden schnörkellosen Grunge-Rock im Stile der 90er. Support Act Nr. 2, Boston Manor aus dem nordenglischen Blackpool, vermischten gekonnt Punk-, Rock- und Indieeinflüsse und garnierten Tracks ihres neuen Albums „Welcome to the Neighborhood“ mit einer flotten Live-Show. „Sleeping with Sirens“ wiederum kommen aus dem sonnigen Florida, im Mittelpunkt steht deren Sänger Kellin Quinn, der mit seiner kunstvollen Tenore di Grazia-Stimme Anleihen an Queen und Bowie nimmt.

 

Um 22.30 Uhr betritt dann der Haupt-Act Good Charlotte die Bühne. Die beiden Masterminds, das Zwillingsbrüderpaar Joel und Benjamin Madden, wurden während einer sechsjährigen Pause zu Vätern und Ehemännern, die Ehefrauen – Nicole Richie und Cameron Diaz – braucht man nicht extra vorzustellen. Ob der Punk-Spirit der Nullerjahre in dieser Lebensphase mit fast 40 noch alive ist, ist allerdings gar nicht die Frage. Das neue Album „Generation Rx“ zielt nämlich in eine ganz andere Richtung. Unter „Rx“ versteht man verschreibungspflichtige Medikamente, die sich in den USA zu einem veritablen Problem entwickelt haben. 72.000 Menschen starben 2017 durch eine Drogenüberdosis, 60.000 durch Opioide, mehr als durch H.I.V., Schießereien oder Autounfälle. Einer davon Rapper Lil Peep, ein Freund der Band. Gestorben ebenso wie Linkin Park-Sänger Chester Bennington. Und so kreist das neue Album um Themen wie Drogenabhängigkeit, Depressionen, Einsamkeit, Migration und sogar Kindesmissbrauch.

 

Beim Live Gig ist von dieser Grundstimmung weniger zu merken. Mit dem schwermütigen Opener und Album-Titeltrack „Generation Rx“, „Self Help“ und den brandneuen Singles „Actual Pain“ und „Prayers“ scheinen (leider) nur vier Tracks aus dem neuen Album auf der Konzert-Setlist auf. Teenager im Publikum werden soundtechnisch konfrontiert mit Tracks aus einer Zeit, als sie selbst noch in den Windeln lagen und die Good Charlotte-Jungs gerademal 20. So zum Beispiel mit „Little Things“, der Debüt-Single der US-Pop-Punks, die über ihre persönlich schwierige, auch familiär bedingte Kinder- und Schulzeit handelt.

 

Der Stimmung tut dies keinen Abbruch. Good Charlotte liefern unter der Regie von Sänger Joni Madden ein unterhaltsames, neunzigminütiges Hit-Feuerwerk, das junge und neue Fans – trotz mancher akustischer Mängel – begeisterte. Bei Superhits wie „Keep your Hands off my Girl“, „Dance Floor Anthem“ oder dem großartigen „I just wanna live“ wurde auch frenetisch mitgeclapt und gesungen. Rock´n Roll funktioniert eben auch noch mit 40 – Wenn er gut ist...