Pop Art mit Gesellschaftskritik: Keith Haring in der Wiener Albertina!

 

 

 

Egal, wo man derzeit im schönen Wien spazierengeht. Man sieht überall - auf rotem Hintergrund und umgeben von leuchtenden Strichen – ein geschlechtsloses Comic-Pärchen, das sich innig umarmt und echte Lebensfreude ausstrahlt. Frühling und Sommer 2018 können nicht sinnlicher zum Leben erweckt werden als mit dem Plakat der Keith Haring-Ausstellung in der Wiener Albertina.

 

Schöpfer Haring, in der Ausstellung selbst abgelichtet durch ein Foto Gottfried Helnweins, interpretiert die Umarmung des Pärchens so extensiv wie sie nur sein kann, als "human connection, togetherness, love and sexual intercourse, regardless of skin color and sexual orientation". Und ist damit auch ein idealer Protagonist für die im Juni stattfindende Pride Week in Wien, die für Toleranz, Gleichberechtigung und Gleichstellung aller Lebensformen eintritt.

 

Der Pop Art-Künstler wurde 1958 in Pennsylvania geboren und interessierte sich dank gemeinsamer Comic-Zeichnungen mit seinem Vater schon früh für Kunst. Nach einem zweijährigen Studium der Werbegrafik in Pittsburg zog Haring nach New York, wo er nicht nur die School of Visual Arts besuchte, sondern auch schnell Bekanntschaft mit der dortigen Art-Szene schloss. Neben erster Ausstellungen, Collagen und Aktionen gegen Gentrifizierung erregte er erste Aufmerksamkeit durch die sogenannten "Subway Drawings". Haring bemalte freie, dunkle Werbeflächen in der New Yorker U-Bahn mit Tafelkreide, Originale seiner fast 10.000 Zeichnungen sind auch in der Albertina zu sehen.

 

Haring war nicht nur Künstler und Zeichner, sondern auch Gesellschaftskritiker und Aktivist, egal ob gegen Rassismus, Diskriminierung, Homophobie, Polizeigewalt, Kapitalismus, Atomkraftwerke oder die Macht der Medien. Mit einfachen Strichen, bunter Bildsprache und wiederholenden Motiven (wie Hunde, Babies, Fernsehern, Löchern im Körper oder Kreuzen) erweckte Haring, oft nicht auf den ersten Blick, Assoziationen zum Nachdenken über die gesellschaftlichen Zustände. Mit Ausnahme seines 15 m langen Monumentalwerkes „Die Matrix“ verleiht Haring seinen Kreationen keine Titel, um von vornherein die Fantasie der Betrachter anzuregen. Einer seiner Bewunderer war auch die Pop-Art-Legende Andy Warhol, für den er 1983 die auch in der Albertina zu sehende „Andy Mouse“ malte, eine Mischung aus Warhol und der Mickie Mouse.

 

Bedrohlicher und furchteinflößender wurde das „Alphabet“ Harings ab Mitte der 80er, und das hat einen Grund. Immer mehr Menschen in Harings Umfeld erkrankten zu dieser Zeit an AIDS. Der offen schwul lebende Haring stattet dabei seine menschlichen Figuren mit Punkten aus und demonstriert auf diese Weise die Stigmatisierung von Homosexuellen. Der Begriff „Gay Plague“ erodiert damals in den Boulevard-Zeitungen. In seinen düstersten Werken visualiert Haring den HI-Virus als ein todbringendes Monster, markiert mit einem roten Kreuz, bzw. als ein aus einem Ei schlüpfendes Riesenspermium. Haring selbst ereilt auch das tödliche Schicksal. Seine HIV-Infektion wurde 1988 diagnostiziert, am 16. Februar 1990 starb er in New York.

 

Fast 30 Jahre später ist eine vollständige Heilung der Krankheit noch immer nicht möglich. Durch seinen jahrelangen Kampf gegen Aids und seine 1989 gegründete Foundation setzt Haring auch weit nach seinem Tode noch wichtige Akzente zur Bekämpfung von Aids. Seine in Kooperation mit der Aids Hilfe Wien stattfindende Ausstellung ist noch bis 24. Juni in der Albertina zu sehen.