Katy Perry in Wien: Show-Wonderland statt politischer Message!

Die im kalifornischen Santa Barbara aufgewachsene Pastorentochter Katy Perry zählt seit dem PR-inszenierten "I kissed a Girl"-"Skandal" zu den größten Pop-Stars unseres Planeten. 126 Millionen Tonträger und 72 Millionen Download-Singles hat sie seitdem verkauft, das Merchandising läuft wie am Schnürchen: Parfüms, Schmuckkollektionen, künstliche Katy-Wimpern, Fashion-Verträge mit H&M und Moschino, , PC-Song-Adaptionen, Big Brother-eske Shows im TV, "Simpsons"-Gastauftritte, "Schlumpfinchen"-Synchronisation im Kino und künftig sogar Jurorin für "American Idol", sozusagen Förderin der eigenen Konkurrenz.

 

Katy Perry ist allerdings auch eine politisch engagierte Frau, die Obama und Clinton unterstützt und sich offen gegen die ausländerfeindlichen, primitiven Agitationen eines Donald Trump wehrt. In ihrem aktuellen Song "Chained to the Rhythm" (mit dazugehörigem Video im Vergnügungspark der Gleichmacherei und der Hamsterräder) fordert sie mehr Aktivismus und Mut, gegen Missstände und Ungerechtigkeiten aufzutreten. Beides unter einen Hut zu bringen ist schwierig. Das zeigte auch ihr Konzert in der Wiener Stadthalle. 

 

12500 Fans ließen sich den Auftritt des Weltstars im Rahmen ihrer "Witness"-Tour nicht entgehen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche. Die waren mit ihren Familienangehörigen bereits vollzählig vertreten, als die sympathische schwedische Supporterin Tove Styrke mit Electro-Pop-Beats die Massen anheizte. Danach starrt ein überdimensionales Perry-Auge, begleitet von 80er-Beats a la "Tainted Love", auf die verblüffte Menge. Überwachungsstaat? Zumindest, bis Perry, sexy gestylt mit modernem Kurzhaarschnitt, zu den Klängen von "Witness" per Plattform auf die Stage "gebeamt" wird. Begleitet von 15 durchtrainierten Tänzern und zahlreichen Fabelfiguren a la "Katy in Wonderland".

 

Überlebensgroße Flamingos bei "Hot N Cold", fleischfressende Pflanzen und Insekten bei "Bon Appetit", Basketball-Duelle zum Hip Hop-angehauchten "Swish Swish", ein (Super Bowl)-Hai übt Handstand - sic est - mit der athletisch top fitten US-Künstlerin. Dazwischen einige anbiedernde Worte auf Deutsch ("Scheiße" - muss das sein?). Danach fliegt Perry hoch über dem Publikum in die künstliche Stadthallen-Galaxis und singt über Feminismus ("Power") und Liebe.

 

Beim, wie oben erwähnt, politisch engagierten Hit "Chained to the Rhythm" wanken Puppen mit TV-Screen-Köpfen auf die Bühne, die scheinbare Personifikation der Massenmedien, die Menschen nicht nur in Amerika korrumpieren, sodass Personen wie Trump (oder auch Orban, Putin, Kurz,...) überhaupt an die Macht kommen können. Das ist zumindest eine klare politische Message, die auch die Jüngsten im Publikum verstehen. Dann aber sich mit der österreichischen Flagge (nationalistisch) zu umhüllen und "Are you revolutionary?" ins Publikum zu kreischen, das ist zuviel des Guten. Anscheinend haben nicht nur Politiker schlechte Berater.