Jennifer Rostock im ausverkauften Wiener Gasometer: Power-Rock mit eindeutigen Polit-Messages.

„2800 Besucher – Wir sind ausverkauft !“ – Jennifer Weist freute sich euphorisch, als sie diese Botschaft in der dichtgedrängten Planet Music Hall im Wiener Gasometer verkündete. Und das, obwohl das Konzert der Wahlberliner Rockband Jennifer Rostock zuvor noch in der kleineren Arena platziert wurde. Und nicht nur die Band, die sich vor einigen Songs ein schnelles Schnapserl genehmigte, kam voll auf ihre Kosten, sondern auch das mehrheitlich weibliche junge Publikum. 90 Minuten lang deutscher Power-Electro-Punk-Rock, garniert mit zahlreichen Showeinlagen und politischen Messages.

 

„Ich bin nicht von hier, du bist nicht von hier, wir sind nicht von hier, wir sind alle nicht von hier, es geht doch um den Menschen, was sind Pässe aus Papier, wir teilen uns diese Erde, komm wir teilen uns noch ein Bier“ – So zum Beispiel im Refrain ihrer brandneuen europakritischen Hymne „Wir sind alle nicht von hier“. Jennifer Rostock sind – vielleicht etwas naive – Anhänger einer uneingeschränkten Willkommenskultur, stehen aber dazu. Ebenso wie gegen die AfD, die sie in einem 2 Minuten langen YouTube-Video offen kritisiert haben und dann mit Mordaufrufen konfrontiert wurden. 

 

Frontfrau Waist, sexy gekleidet mit Bikini und Baströckchen, appelliert an das Publikum, das zu tragen, was man will. Auch ein Kopftuch. Während der Show enthüllt sie die Regenbogenflagge, bezeichnet Trumps Politik als Bullshit und fordert die Fans per Stinkefinger auf, „Nazis Raus“ zu skandieren. Recht so. 

 

Derartig klare Positionierungen sind selten im deutschen Sprachraum, machen aber den Sound der 2008 gegründeten Band trotzdem nicht zur Nebensache. Auf der Set-Liste standen neben den älteren Hits „Mein Mikrofon“, „Feuer“ oder dem eindrucksvollen „Ein Schmerz und eine Kehle“ vorwiegend Titel aus der kürzlich erschienen neuen CD „Genau in diesem Ton“. 

 

Inmitten von Konfetti-Kanonen, Mitgröhl-Tracks und Pogo Dancing wurde es auch etwas romantischer, als die Sängerin die Stages wechselte und unplugged „Irgendwo anders“ und „Jenga“ präsentierte. Schlusspunkt – nach 3 Zugaben – war die electro-angehauchte Feminismus-Hymne „Hengstin“. Dort heißt es wortwörtlich: „Ich bin kein Herdentier, nur weil ich kein Hengst bin.“ Das kann man getrost blind unterschreiben. 

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