Stele in Dinstlstraße: Zur Erinnerung an die 1978 abgerissene Kremser Synagoge

Dunkle Geschichten ranken sich um den Abriss der ehemaligen Kremser Synagoge in der Dinstlstraße. So soll im Jahre 1938 ein NS-Funktionär den Judentempel vor dem Abbruch bewahrt (!) haben, den genau 40 Jahre später ein Kremser Baumeister legal durchgeführt hat. 

 

Entworfen hat die Synagoge der Wiener Architekt Max Fleischer, die örtliche Bauleitung wurde den Kremser Architekten Josef Utz, Vater und Sohn, übertragen. Eingeweiht wurde sie im Jahr 1894, obwohl damals in Krems nur ca. 200 Personen jüdischen Glaubens wohnten. Während des zweiten Weltkriegs wurde die Synagoge an die Stadt Krems "übereignet". Am Ostermontag, dem 2. April 1945, wurde Krems von Bombern der US-Luftflotte beschossen. Während das Bahnhofsviertel und Teile der Dinstlstraße völlig zerstört wurden, überstand die Synagoge das Bombardement fast unbeschädigt.

 

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Synagoge an die Kultusgemeinde zurückerstattet. Immer wieder gab es allerdings Gerüchte, dass sie verkauft und beispielsweise als Stadtbücherei oder Fahrschülerhort verwendet werden solle. 1971 erfolgte tatsächlich der Verkauf, ein Geschäftswohnhaus sollte errichtet werden. Verhindert wurde dies durch den Wehrturm auf der Liegenschaft, der im Gegensatz zur Synagoge unter Denkmalschutz stand. 

 

1976 - 1 Jahr nach Auszeichnung der Stadt Krems zur "Modellstadt der Denkmalpflege", wurde der Abbruch der Synagoge genehmigt. Der Baubescheid wurde am 10. März 1978 rechtskräftig, noch am selben Tag - an einem Freitag (!) - rollten die Bagger auf und legten die einzige in gutem Bauzustand vorhandene Synagoge Niederösterreichs in Schutt und Asche. Später stand dort eine farblose CA-Filiale, heute ein Glücksspiellokal (!).

 

Nicht die einzige Bausünde der letzten Jahrzehnte in Krems, wenn man an den Abriss des Brauhofsaals, diverse Einkaufszentren oder Monumentalbauten am Köglweg denkt. In Erinnerung an die Synagoge wurde jetzt eine Gedenkstele mit einem Glas-Schaubild errichtet. Die Idee stammt von Dr. Robert Streibel, umgesetzt wurde sie von Schülern der HTL Krems in Zusammenarbeit mit Historiker DI Kalt. Leider nur ein schwacher Trost.

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