„Es wird verkauft, was nicht verkauft werden kann“ – Arthur Rimbauds Zitat steht Pate für die deutsche Komödie „Soul Kitchen“, in der es um das turbulente Leben des deutsch-griechischen Kneipenwirtes Zinos (gespielt von Co-Autor Adam Bousdoukos) geht. Thema ist aber nicht die grassierende Griechenland-Krise, sondern die Jobnöte, Sinnkrisen und Liebeswirren einfacher Hamburger Bürger inmitten von Gentrifizierung, Kapitalismus und Idealismus.
Moritz Bleibtreu, der für diese Rolle einen Part in den „Inglorious Basterds“ abgelehnt hat, spielt in dem vielfach ausgezeichneten Film des Drama-Spezialisten Fatih Akin den Bruder (Ilias) des Szene-Wirtes, der sich als Kleinganove durchs Leben schwindelt und eine Arbeit im Restaurant eigentlich nur annimmt, um länger Freigang vom Knast zu haben. Ein neu angeheuerter Koch (Biröl Ünel), der aufgrund seiner Exzentrik den Job in einem Nobelrestaurant verloren hat, vergrault vorerst durch seine „Weniger ist mehr“-Haubenspeisekarte die Stammkundschaft, das ändert sich aber bald, als der Chef-Kellner mit seiner Band Bad Boys Boogiez aufspielt, Ilias mit geklauten Plattenspielern aus Hamburger House-Clubs chaotisch die Vinylscheiben schwingt und neues jung-urbanes Publikum den fabrikshallenähnlichen Schuppen erobert.
Doch Achtung: Die Immobilienhaie der Metropole Hamburg (darunter auch Madonna-Du-Freund Udo Kier) haben schon Lunte gerochen und wollen das „Soul Kitchen“ mit unlauteren Methoden aufkaufen, die Spielsucht des Bruders kommt da gerade recht. Hans Albers klagt in bitterer Melancholie „Das letzte Hemd hat keine Taschen, man lebt nur einmal auf der Welt“, doch hat man das Herz auf dem rechten Fleck wie die „Soul Kitchen“-Belegschaft (mit dem alten Bootsbauer Sokrates als Lokal-Inventar), dann gibt es immer einen Lichtschein am Ende des Tunnels. Und fickt man das Finanzamt, dann wird man hundertprozentig auch von diesem gefickt.
Der deutsche Film, der mit einem Silbernen Löwen in Venedig prämiert wurde und von dem es auch ein Buch-Prequel der Autorin Jasmin Ramadan, einen großartigen Soundtrack (u.a. mit Jan Delay, Quincy Jones und Kool & The Gang) und ein Hörspiel gibt, ist herzerfrischendes, lebenslustiges, sentimentales Kino-Vergnügen pur. Oder wie es auf dem Kinoplakat heißt: „Leben ist, was passiert, während du dabei bist, andere Pläne zu machen.“
Kommentar schreiben