"Band des Bundes": Berlins modernes Regierungsviertel!

Einst verlief am nördlichen Teil des Spreebogens bzw. östlich des Reichstagsgebäudes (in Richtung Brandenburger Tor) die Berliner Mauer, heute steht dort ein kompakt angeordnetes Regierungsviertel unter der Trademark „Band des Bundes“, und das obwohl gar nicht alle Pläne in die Tat umgesetzt wurden.

 

Reichstag

 

Der Deutsche Bundestag beschloss im Jahre 1991, von Bonn nach Berlin zu ziehen. Der Reichstag, der vor dem Mauerfall für Ausstellungen und Sonderveranstaltungen verwendet wurde, sollte wieder Sitz des Parlaments werden. Parallel dazu erfolgte eine weltweite Projektausschreibung für die Regierungsgebäude und die Abgeordnetenbüros.

 

Das ursprünglich zwischen 1884 und 1894 errichtete Reichstagsgebäude wurde von Sir Norman Foster umgestaltet, inklusive einer gläsernen Kuppel. Die Schlüsselübergabe fand am 19. April 1999 statt. Besichtigungen der Reichstagskuppel zählen zu den großen Hits eines Berlin-Trips und können per Online-Formular vorab gebucht werden.

 

Band des Bundes

 

Die Vision „Band des Bundes“ beinhaltet eine doppelte Symbolik, einerseits die Verbindung zwischen Ost und West (direkt an der ehemaligen Grenze), andererseits die Konnexion zwischen der Regierung und den vom Volk gewählten Parlamentariern.

 

Bundeskanzleramt

 

Am westlichen Ende wurde das Bundeskanzleramt platziert, das zwischen 1997 und 2001 unter der Regie der Berliner Architekten Charlotte Frank und Axel Schultes erbaut wurde. Das aus einem Mittelbau mit neun Geschossen, dem Leitungsgebäude, langgestreckten Flügeln und einem 18 Meter hohen Halbkreis im oberen Teil der Fassade bestehende Gebäude zählt zu den größten Regierungshauptquartieren der Welt und ist achtmal größer als das Weiße Haus. Im Ehrenhof steht die vom spanischen Bildhauer Eduardo Chillida konzipierte Stahl-Skulptur „Berlin“, deren tentakelartige Struktur die Wiedervereinigung darstellen soll. In der Kunsthalle Krems war kürzlich eine Retrospektive des 2002 verstorbenen Künstlers zu sehen.

 

Paul Löbe-Haus

 

Im Jahr 2001 wurde das Paul Löbe Haus eröffnet, das nach dem Reichstagspräsidenten des ersten Bundestags, Löbe (1875-1967), benannt wurde. Dieses enthält die Büros der Abgeordneten, Sitzungssäle und die zentrale Besucherbetreuung. Nach dem ursprünglichen Entwurf sollte das Paul Löbe-Haus eigentlich baulich mit dem Bundeskanzleramt verbunden werden. Geplant war ein Bürgerforum als Zwischenglied zwischen ausführender und gesetzgebender Gewalt, als „Ort der Öffentlichkeit“ mit Cafes, Galerien und Geschäften. Einer der Hauptkritiker war der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl, die Idee wurde verworfen und damit eine vollständige Eingliederung verhindert.

 

Marie Elisabeth Lüders-Haus

 

Auf dem nördlichen Spree-Ufer wurde 2003 direkt am ehemaligen Standort der Berliner Mauer das Marie Elisabeth Lüders-Haus eröffnet. In dem nach der liberalen Frauenrechtlerin Lüders (1878-1966) benannten Gebäude befindet sich das wissenschaftliche Dienstleistungszentrum des Parlaments und die Parlamentsbibliothek. Verbunden werden die auf unterschiedlichen Spree-Ufern liegenden Häuser durch öffentliche Brücken und parlamentsinterne Übergänge und Tunnels. Eine geplante Verlängerung bis zum Bahnhof Friedhofsstraße wurde wegen finanzieller Schwierigkeiten ebenfalls verworfen. 

 

Die Reduzierung des Gesamtkonzepts mag manche Kritiker noch immer stören, das neue Regierungsviertel ist trotzdem ein Eyecatcher der deutschen Bundeshauptstadt. Vor allem dann, wenn man vom Ausgang des 2006 neu eröffneten Hauptbahnhofes (dem größten Kreuzbahnhof Europas) auf das Berliner „Band des Bundes“ blickt…