Virtual Dancefloor boomt: Live-Feeling auf Festivals und in Clubs aber unersetzbar!

„2020, our whole year has been lost, no tours, no shows, no exceptions. We can´t be together in clubs or concert arenas, but we can still put on a show for you.“ Pete Tong, britische DJ-Legende der Rave-Ära und der La Isla Blanca, BBC-Radio One Moderator und Zeremonienmeister der „Ibiza Classics“. Und so platzierte das vorwiegend aus klassischen Streichern und Bläsern bestehende Heritage Orchstra seine Instrumente im weiträumigen Stehplatzbereich des Londoner O2 und präsentierte dort unter Leitung von Tong und Dirigent Jules Buckley seine lässig-chilligen Classic House Tracks in einer menschenleeren Arena. Getanzt, gefeiert, getrunken wurde in den Privatwohnungen, wo dieser sensationelle Auftritt digital per Live-Stream übertragen wurde. Zum Preis von 15 Pounds aufwärts je nach Zeitpunkt der Buchung. 

 

Aufgrund der noch immer grassierenden Corona-Pandemie ist Online Streaming derzeit die einzige Möglichkeit für Artists, Bands und DJ´s, ihre Fans mit ihrem Sound zu unterhalten. Waren die ersten Versuche teilweise noch amateurhaft und ohne Inszenierung, handelt es sich bei den aktuellen Online-Events um High Class-Produktionen, für die man gerne auch Geld überweist. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass jene Künstler die Nase vorn haben, die auch analog ihre Fans bei überfüllten Festivals und ausverkauften Konzerten begeistern. 

 

Auf den virtuellen Dancefloor lockten beispielsweise Kylie Minogue mit ihrer „Infinite Disco“ und ihre kongeniale Nachfolgerin Dua Lipa, die ihre „Studio 2054“-Show nach der New Yorks Kult-Disco der 70er benannte und neben Kylie Minogue selbst auch Miley Cyrus und Elton John in den perfect gestylten Electro Club Room lud. Die Gorillaz, das kreative Sound-Kollektiv Damon Albarns, streamten live aus dem Londoner Kong Studio, mit schnellen Cuts zwischen der großartigen Live-Band, Gastsängern (wie Robert Smith, Peter Hook und einem Elton John-Avatar) und den Comic-Kult-Figuren 2D, Murdoc, Noodle und Russel, die immer wieder über den PC flitzten. Ex-Bowie-Pianist Mike Garson organisierte die bereits aus der Wiener Arena bekannte „Bowie Celebration Tour“ mit Stars wie Duran Duran, Boy George und Adam Lambert, ein mehr als 3 Stunden langes Spektakel aus den Rolling Live Studios aus L.A. mit allen Hits des 2016 verstorbenenen Pop-Rock-Chamäleons. Zum nicht ganz billigen Preis von 28 Euro.

 

Zu Silvester übertrugen die Macher von „Tomorrowland“ ein digitales Mega-Festival mit den Superstar-DJ´s der Welt, das auch noch 14 Tage länger on demand verfügbar war. David Guetta begrüßte das neue Jahr live vor dem menschenleeren Louvre mit einer Benefiz-Club-Show, dystopisch, mit flashigen Light Effects und partiell Vocal-überfluteten EDM-Sound, den der in Paris geborene DJ und Produzent selbst als „Future Rave“ bezeichnet. 

 

Damit derartige Shows ohne Publikum, ausgestrahlt im biedermeierlichen Wohnzimmer, nicht zur horriblen Zukunft werden, arbeiten schon zahlreiche Wissenschaftler und Szene-Protagonisten an sicheren Konzepten, um bereits vor der Durchimpfung der Bevölkerung wieder für echte Live-Atmosphäre zu sorgen. Die Zeichen für einen Re-Start in Bälde stehen nicht schlecht.

 

Ein Experiment in der Konzerthalle Dortmund zeigte, dass eine zentrale Lüftungsanlage und das Tragen einer Face Mask die Aerosol-Belastung so stark verringern, dass theoretisch sogar eine Vollbesetzung im Saal denkbar wäre. Bei einer 50%igen Besetzung im Schachbrettmuster können die Masken ohne Bedenken abgenommen werden. 

 

Spannende Erkenntnisse auch nach einem Experiment in Barcelona: Bei einem Konzert im legendären Sala Apolo infizierte sich kein einziger der 463 Besucher mit dem Corona-Virus. Die Zuschauer wurden nach einem negativen Antigentest in die Halle geschleust, trugen FFP2-Masken (die sie nur zum Trinken und zum Rauchen abnahmen) und mussten keine Sicherheitsabstände halten. Ein eindeutiger Nachweis, dass Massenevents bei Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen keine Infektionsherde darstellen.

 

Der ehemalige Pratersauna-Besitzer Hennes Weiss hat gemeinsam mit Partnerfirmen und dem Virologen Dr. Christoph Steininger das Sicherheits-Produkt TestFrWD entwickelt. Festival- oder Stadienbesucher bekommen dabei 48 Stunden vor dem Event ein Test-Kit nach Hause geschickt. In der eigenen Wohnung testet man sich per PCR-Gurgel-Methode selbst, eine App filmt den Vorgang. Das Paket wird dann per Post an das Labor geschickt, das Testergebnis erhalten die Personen vor dem Event per Handy. Da ein negativer PCR-Test zu 99 % garantiert, dass man die nächsten 3-4 Tage nicht ansteckend ist, können die Besucher auf den Events feiern wie früher. Ohne Sicherheitsabstand und ohne Masken.

 

Die Zukunft ist hier ausnahmsweise die Vergangenheit. Menschen freuen sich auf Konzerte, Festivals und Club Nights. Auf Feiern, Tanzen, Trinken, Flirten, Leidenschaft, Sex, Ekstase und Exzesse unter vielen Gleichgesinnten. Digitale Online-Streams sind dagegen nur eine nette Berieselung in einsamen, vielleicht zweisamen Stunden.