Liebe in Zeiten des Kapitalismus: Buchpräsentation von Robert Misik im Thalia!

Robert Misik, Wiener Journalist und freier Autor, gilt als progressiver Vordenker des linken Lagers und ist vielen nicht nur als Publizist der Kern-Biographie,. sondern auch durch seinen wöchentlichen Video-Blog auf der Website des Standards bekannt.

 

"Liebe in Zeiten des Kapitalismus" heißt sein neues Werk, eine Sammlung von spannenden, diskussionswürdigen Zeitgeist-Essays, die er kürzlich auch in der Buchhandlung Thalia auf der Mariahilferstraße präsentierte. Entstanden ist diese Kompilation aus seinen zahllosen Kolumnen, Vorträgen und Kommentaren der letzten Jahre, die in einen speziellen Kontext zusammengefügt wurden.

 

Misik thematisiert dabei nicht nur die aktuelle politische Situation, sondern widmet sich auch sogenannten "sanfteren" Begriffen wie Emotionen, Gefühlen, Freiheit, Ironie oder Liebe. So sieht er die Menschen in einer stetigen Angst-Situation, egal ob es sich um den beruflichen Erfolg, die Finanzen oder die private Gefühlswelt handelt. Alles stehe immer auf Messers Schneide.

 

Der Autor kritisiert den Konsumwahn und den kapitalistischen Lifestyle, der auch in die intimen Lebensbereiche eintritt. Motto: "Wir sind, was wir kaufen." Und selbst diese Entscheidungen werden von Role Models in den Medien vorgegeben. Das war allerdings auch in den 50ern bei Sartres schwarz gekleideten Existentialisten nicht anders.

 

Die Integrationspolitik vergleicht Misik mit dem Verhalten von Kindern in der Schule. Die dauernde Androhung von Sanktionen demotiviere und frustriere Migranten, ebenso die von vielen so empfundene gesellschaftliche Grundstimmung "Wir brauchen euch nicht". In Frage stellt der Autor auch die Werte-Kataloge, hinsichtlich dieser vor allem hasserfüllte Politiker und Wutbürger ein schlechtes Vorbild darstellen.

 

Bei den im Buch ausführlich behandelten Themen Liebe und Kapitalismus bedient sich der Falter-, Profil- und Taz-Journalist den Thesen der israelischen Soziologin Eva Illouz, die einen desillusionierenden Blick auf das Liebesleben des 21. Jahrhunderts wirft. Die romantische Liebe aus der Jugendzeit, bei der man einigen wenigen Schwärmereien nachgetrauert hat, sei einer grenzenlosen Auswahl im Internet gewichen, die geprägt ist von Massenmedien, Filmen und Magazinen. Stichwort "Willhaben mit Menschen".

 

Trifft man eine Auswahl, dann wird diese durch das Erscheinen neuer "Gelegenheiten" sofort wieder in Zweifel gezogen. Rationale Entscheidungen sind in einer derartigen Gesellschaft nicht möglich. Zumindest der Kauf der Misik´schen Zeitgeist-Biographie ist eine, die man nicht bereuen wird :-)

 

 

Leseprobe

 

https://derstandard.at/2000074404194/Vorabdruck-von-Robert-MisiksLiebe-in-den-Zeiten-des-Kapitalismus